09 Februar 2017

Rezension: Dostojewski, Fjodor - "Verbrechen und Strafe"



Inhalt


Der erste große Roman von Dostojewski, welcher 1866 erschienen ist, handelt von Rodion Romanowitsch Raskolnikow, welcher in St. Petersburg Rechtswissenschaften studiert. Als Student lebt er in äußerst ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Zimmer, in welchem er intensiv über die Klassifikation der Menschen nachsinnt. Sich selbst zu den größeren, bedeutenderen und wertvolleren Menschen zählend, ermordet er nach längerer und reiflicher Überlegung eine alte Pfandleiherin, welche für ihn zu den niedrigeren. lebensunwertern Menschen zählt –  sie ist für ihn nicht mehr als eine Laus. Es gelingt Raskolnikow, nach dem Mord unentdeckt zu bleiben. Nach außen ein perfekter Mord … Leider machten ihm, anstatt ungerührt und teilnahmslos über die Leiche hinweg zu sehen wie seinerzeit Napoleon über Leichen hinwegsah, sein Inneres, sein Gewissen, seine Seele einen Strich durch die Rechnung …  
 

Meine Meinung


Ich war überrascht, wie leicht und flüssig dieses Werk von Dostojewski zu lesen war. Überrascht war ich aber auch von dieser – zumindest meiner Meinung nach – Handlungsarmut der Geschichte, wenn sich das so sagen lässt. Insbesondere als der Mord geschehen war, legt Dostojewski das Augenmerk vielmehr auf das Innenleben von Raskolnikow, was für mich auch das Herzstück dieser Geschichte ausmacht. Er beschreibt mit einer solchen Intensität, teilweise auch Grausamkeit und Brutalität die Folgen des schlechten Gewissens und lässt den Leser hier keinesfalls verschont. Raskolnikow wird von Paranoia, Alpträumen, Misstrauen und allerlei psychosomatischen Folgen heimgesucht und der Leser ist bei all dem unmittelbar dabei und in der Gedankenwelt von Raskolnikow gefangen. Erfasst von dieser schwermütigen und trübseligen Stimmung ist man versucht, das Buch am liebsten ab und zu zur Seite zu legen, um dem ein wenig zu entfliehen. Wenngleich das Buch auch seine Längen hatte, was meiner Meinung nach auf den detailreichen und ausführlichen Schreibstil von Destojewski zurückzuführen ist, und trotz der vielen Nebenfiguren mit ihren russischen Namen und zusätzlichen Kosennamen, ist dieses Werk wundervoll. Für mich ist es auch eine Abschreckung und Warnung zugleich - es führt vor Augen, wie leicht und schnell man sich das eigene Leben zerstören kann und aufgrund einer selbst getroffenen Entscheidung vom einen auf den anderen Augenblick eine vollkommen andere Person ist als zuvor.
Eine kurze Anmerkung zur Übersetzung: Mir fällt bei Klassikern die Wahl der Übersetzer nicht ganz leicht. Bei diesem Werk galt bis 1994 die Übersetzung von E.K. Rahsin als Standard. 1994 wurde die Ausgabe von Swetlana Geier komplett neu übersetzt und so erhielt dieses Werk anstelle des Titels „Schuld und Sühne“ „Verbrechen und Strafe“.  Ich kam mit der Übersetzung sehr gut klar und war diese sehr flüssig und angenehm zu lesen.

Mein Fazit


Ein Werk, in dem die großen Fragen des Lebens behandelt werden: Moralvorstellungen, Glaubensüberzeugungen, Freundschaften, Verbrechen, Strafe bzw. Sühne und das ganze durchzogen von psychologischen und philosophischen Gedankengängen. Ein Werk, das mich aufgrund seines Tiefgangs überzeugt hat. Für mich eine klare Leseempfehlung.

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