Inhalt
Der erste große Roman von Dostojewski, welcher 1866
erschienen ist, handelt von Rodion Romanowitsch Raskolnikow, welcher in St.
Petersburg Rechtswissenschaften studiert. Als Student lebt er in äußerst
ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Zimmer, in welchem er intensiv über
die Klassifikation der Menschen nachsinnt. Sich selbst zu den größeren, bedeutenderen
und wertvolleren Menschen zählend, ermordet er nach längerer und reiflicher
Überlegung eine alte Pfandleiherin, welche für ihn zu den niedrigeren.
lebensunwertern Menschen zählt – sie ist für ihn nicht mehr als eine Laus. Es
gelingt Raskolnikow, nach dem Mord unentdeckt zu bleiben. Nach außen ein
perfekter Mord … Leider machten ihm, anstatt ungerührt und teilnahmslos über die
Leiche hinweg zu sehen wie seinerzeit Napoleon über Leichen hinwegsah, sein Inneres, sein Gewissen,
seine Seele einen Strich durch die Rechnung …
Meine Meinung
Ich war überrascht, wie leicht und flüssig dieses Werk
von Dostojewski zu lesen war. Überrascht war ich aber auch von dieser –
zumindest meiner Meinung nach – Handlungsarmut der Geschichte, wenn sich das so
sagen lässt. Insbesondere als der Mord geschehen war, legt Dostojewski das
Augenmerk vielmehr auf das Innenleben von Raskolnikow, was für mich auch das
Herzstück dieser Geschichte ausmacht. Er beschreibt mit einer solchen
Intensität, teilweise auch Grausamkeit und Brutalität die Folgen des schlechten
Gewissens und lässt den Leser hier keinesfalls verschont. Raskolnikow wird von
Paranoia, Alpträumen, Misstrauen und allerlei psychosomatischen Folgen
heimgesucht und der Leser ist bei all dem unmittelbar dabei und in der Gedankenwelt
von Raskolnikow gefangen. Erfasst von dieser schwermütigen und trübseligen
Stimmung ist man versucht, das Buch am liebsten ab und zu zur Seite zu
legen, um dem ein wenig zu entfliehen. Wenngleich das Buch auch seine Längen hatte, was meiner Meinung nach auf den detailreichen und ausführlichen
Schreibstil von Destojewski zurückzuführen ist, und trotz der vielen Nebenfiguren mit ihren russischen Namen und zusätzlichen Kosennamen, ist dieses Werk wundervoll. Für mich ist es auch eine Abschreckung und Warnung zugleich - es führt vor Augen, wie leicht und schnell man sich das eigene Leben zerstören kann und aufgrund einer selbst getroffenen Entscheidung vom einen auf den anderen Augenblick eine vollkommen andere Person ist als zuvor.
Eine kurze Anmerkung zur Übersetzung: Mir fällt bei
Klassikern die Wahl der Übersetzer nicht ganz leicht. Bei diesem Werk galt bis
1994 die Übersetzung von E.K. Rahsin als Standard. 1994 wurde die Ausgabe von
Swetlana Geier komplett neu übersetzt und so erhielt dieses Werk anstelle des
Titels „Schuld und Sühne“ „Verbrechen und Strafe“. Ich kam mit der Übersetzung sehr gut klar und
war diese sehr flüssig und angenehm zu lesen.
Mein Fazit
Ein Werk, in dem die großen Fragen des Lebens behandelt
werden: Moralvorstellungen, Glaubensüberzeugungen, Freundschaften, Verbrechen,
Strafe bzw. Sühne und das ganze durchzogen von psychologischen und philosophischen
Gedankengängen. Ein Werk, das mich aufgrund seines Tiefgangs überzeugt hat. Für mich eine klare Leseempfehlung.
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